Februar 22, 2025

6 thoughts on “Entwicklungshilfe oder Neokolonialismus?

  1. Vergleiche mit negativen Vergangenheitsbegriffen sind meist kontraproduktiv.

    Die heutigen Richter mit Freisler und anderen NS-Richtern zu vergleichen erzeugt mehr Feinde als Verständnis. Das heutige Verhalten unserer Politiker und Menschen mit Faschismus oder Faschisten zu beschimpfen führt nicht zu den gewünschten Veränderungen. Auch nicht, wenn es wahr wäre. Das Verhalten der heutigen Politiker mit den DDR-Politikern zu vergleichen und die Rolle unserer Anwälte mit der Funktion und Arbeit der Stasimitarbeiter, sowie der Gerichtsverhandlungen mit den SED-Versammlungen und internen Stasi-Besprechungen überzeugt nicht, auch wenn es wahr wäre.

    Die heutige Zeit kann nur mit Neudeutsch beschrieben und kritisch beleuchtet werden. Das Verhalten der Nazis, der DDR-Funktionäre und der Stasileute kann sehr konkret mit der neuen deutschen Sprache erläutert werden. Dasselbe betrifft Kolonialismus und Neokolonialismus.

    Untersuche wie der Kolonialismus funktionierte und weshalb dieser zusammenbrach. Beschreibe Deine Erfahrungen und Schlussfolgerungen mit diesen Erkenntnissen. Aber bitte im Neudeutsch. Möchtest Du den Gedanken äußern, dass der Kolonialismus zusammenbrach und deswegen der Neokolonialismus ebenfalls zusammenbrechen wird, dann beschreibe das konkret. Der Kolonialismus hatte seinen Gründe zusammenzubrechen. Beschreibe die heutigen Gründe im Neudeutsch, wenn es die gleichen sind.

    Nur so bekommst Du Mitstreiter und schreckst niemanden ab mit dem Vorwurf, er gehöre der Vergangenheit an und handle wie die Nazis, die DDR-Funktionäre, die Stasileute, er sei Vertreter des Neokolonialismus oder anderer bekannter krimineller Strukturen.

    1. Und was waere eine bessere und zutreffendere Beschreibung in „Neudeutsch“? Mir faellt leider nichts besseres ein. Nazis, Stasi, Faschisten hatten sich selbst so genannt, da musste sich niemand einen Begriff dafuer ausdenken. In Afrika, Suedamerika und Asien gab es Kolonien und Kolonialherren; auch da gab es keine Probleme mit einer passenden Begriffsfindung… Und Neo- ist eine uebliche Verwendung, wenn dem Beschreiber nichts besseres einfaellt… Es gibt die Periode der Renaissance und 300 Jahre spaeter die der Neorenaissance; warum soll es dann keinen Kolonialismus und dann 100 Jahre spaeter einen Neokolonialismus geben duerfen? Also, falls irgendjemand einen besseren Vorschlag hat, das koennte durchaus eine spannende Diskussion werden.

  2. Die Begriffe Faschismus, Nazi, Kolonialismus, Stasi etc. sind negativ belegt. Viele der heutigen Neokolonialisten oder Neofaschisten oder Neonazis sehen sich nicht als solche. Ich meine nicht die, die genau wissen, dass sie Neonazis und Neokolonialisten sind. Ich meine die, die gegen die Nazis und/oder gegen den Kolonialismus sind, aber nicht begreifen, dass sie selber aktiv diese veralteten Strukturen und Systeme vertreten und argumentativ untermauern. Diese werden durch die Etikettierung abgestoßen.

    Es kann z.B. durchaus sein, dass von einigen Menschen Dein Verhalten gegenüber Deinen Hausangestellten und das Beschäftigen von Hauspersonal an sich als ein krasses Merkmal von aktiven Kolonisatoren gesehen wird, und Du als solche beschimpft wirst. Dann bist Du den möglicherweise sachlichen Argumenten und dem entsprechenden Hintergrund gegenüber nicht mehr empfänglich. Besser ist es, die Probleme beim Namen zu nennen, ohne denen Etiketten aufzuhängen.

    1. Andere Meinungen/ Artikel zum Thema:

      (1) Wikipedia – Neukolonialismus

      (2) Im Gegensatz zum Kolonialismus sind die Methoden des Neokolonialismus etwas versteckter und nicht so offen konfrontativ. Es wird nicht auf offensichtliche Weise ein Land militärisch besetzt, sondern es wird ökonomisch und politisch abhängig gemacht.
      Im Folgenden eine Auflistung von Methoden, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt:
      • Schaffung ökonomischer Abhängigkeit
      • Ökonomischer Druck, wie z.B. auch Boykottdrohungen unter irgendwelchen formalen Vorwänden (z.B. Kampf gegen Terrorismus)
      • Monopolistisches Preisdiktat
      • Monopol im Bereich der Technologie und Wissenschaft
      • Kauf von billigen Rohstoffen oder billigen Produkten
      • Schaffung eines nur einseitigen Exports in den Entwicklungsländern

      Aus: Punxatans Neuer Blog Artikel, 23.4.2010

      (3) Radikal neue Entwicklungshilfe? Oder grossangelegte volkswirtschaftliche Experimente?
      US-Ökonom empfiehlt Deutschland als Kolonialmacht Spiegel-Online, 25.1.2010
      Der Plan ist revolutionär: Der US-Ökonom Paul Romer will in der Dritten Welt ganze Städte neu gründen – die Verwaltung sollen ausländische Demokratien wie Deutschland übernehmen. Als Vorbild dient dem Wissenschaftler der Wirtschaftsboom in Hongkong.

  3. Die Wikipedia ist links ausgerichtet. Die Linken haben recht, aber sie sind unfähig, reale und bessere, menschenfreundlichere Alternativen durchzusetzen.

    Die Sowjetunion war ein Kolonialstaat, der sich darin von den anderen Kolonialstaaten unterschied, dass die Kolonien direkt an Russland angrenzten. Deswegen zerfiel diese Großmacht am spätesten. Zur Durchsetzung von Alternativen sollte man die Vertreter der falschen Politik nicht diffamieren. Mit dem Begriff Neokolonialismus diffamiert man diese Menschen anstellt sie für bessere Politik zu gewinnen.

    In der Sowjetunion ging die Bekämpfung der Andersdenkenden und Andershandelnden konsequent bis zum GULAG. Das halte ich für falsch. Die Linken haben sich davon ideologisch nicht überzeugend distanziert.

    1. Ich wuerde mal nicht pauschalisieren, alles in einen Topf schmeissen und dann auch noch pauschal beleidigen und angreifen, wie „die Linken haben recht, aber sie sind unfähig, reale und bessere, menschenfreundlichere Alternativen durchzusetzen.“

      Wer sind die Linken? Wer ist unfaehig? Wer hat sich von was nicht ueberzeugend distanziert?

      Was hat Diffarmierung von Vertretern der falschen Politik mit der Durchsetzung von Alternativen zu tun? Das klingt sehr provokatorisch; und ich muss zugeben, dass ich das Wort „Diffarmierung“ nicht kannte, und erst mal nachschauen musste… Als Diffamierung (v. lat.: diffamare = Gerüchte verbreiten) bezeichnet man heute allgemein die gezielte Verleumdung Dritter. Roter Kater, was hat mein Artikel mit gezielter Verleumdung zu tun?

      Bitte schmeiss‘ nicht alles in einen Topf: Kolonialismus, Sowjetunion, DDR, Stasi, Nazi, Faschisten… Sicher hat das alles irgendwie miteinander zu tun, denn es ist unsere Geschichte, und Geschichte kann man nicht verleugnen und/oder vergessen, die ist da und beeinflusst unser Denken und Handeln, da koennen wir nichts dagegen machen; jedoch in meinem Artikel geht es um konkrete, heutige Entwicklungspolitik und die Rolle der entwickelten Laender in den unterentwickelten Laendern, insbesondere in Uganda (da ich hier nun einmal lebe).

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