Februar 22, 2025

5 thoughts on “Weltwärts – „Zu wissen wie die ticken“

  1. Ich melde mich mal über dies Kommentarleiste, kannste dann gerne wieder löschen. Ich habe nur eine kleine Berichtigung, der übernommene Artikel ist nicht von mir, sondern von momente (http://momente.blogsport.de/)
    Ich kenne momente zwar auch nicht persönlich, aber die Veröffentlichung hier geschieht, denke ich, auch in momenstes Interesse.

  2. Hallo,

    am 4.September geht mein Flug nach Uganda/Kampala. Ich mache über ‚weltwaerts‘ einen freiwilligen Dienst und kann einigen Punkten der oben genannten Kritik wirklich zustimmen.
    Andererseits sehe ich mich zum Beispiel nicht als Weltverbesserer und denke, dass ich dort grundlegend etwas ändern kann. Trotzdem trage ich meinen Teil zu einer kleinen Entwicklung bei und selbst wenn ich es nur schaffe, dass einige Straßenkinder resozialisiert werden und glückliche Momente erleben, dann ist das doch schon gut.
    Die Alternative wäre, einfach gar nichts zu tun (was in meinen Augen nicht richtig ist).

    Zur Zeit bin ich auf dem Vorbereitungsseminar für das Auslandsjahr und wir haben die ganze Sache schon das ein oder andere Mal kritisch hinterfragt und sicherlich kann man nicht sagen, dass es zu 100% eine gute Sache ist.
    Aber ich habe mir lange Gedanken gemacht und denke einfach, dass man einen ersten Weg in diese Richtung einschlagen sollte.

  3. Liebe Johanna, manchmal ist es besser, nichts zu tun.

    Ob die ugandischen Strassenkinder (und Waisen, und Frauen, und HIV Kranken, …) all die Hilfe wirklich brauchen, die ihnen international zuteil wird, weiss ich nicht wirklich. Ob wir nicht mir unserer Hilfe am Ende nur Almosenempfaenger erziehen? Man muss Dinge auch mal ruhen und sich selbst entwickeln lassen. Ein gutes Beispiel sind Jugendliche, die mal endlich von Ihren Eltern nicht bevormundet werden wollen, und sich von zu Hause losreissen.

    Viel komplizierter finde ich aber, wenn intelligente und kluge Leute in dem System der Entwicklungshilfe arbeiten, und sehen und verstehen, dass man eigentlich etwas tun muesste (fuer die Entwicklungshilfe, weniger fuer das Entwicklungsland), es dann aber vorziehen, nichts zu tun.

  4. Ich glaube die Option „nichts tun“ gibt es gar nicht, schließlich sind die sog. Entwicklungsländer und Industrieländer in ständiger gegenseitiger Interaktion. Das muss nicht unbedingt „Entwicklungshilfe“ sein, aber auch wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit haben großen Einfluss auf das Leben der Menschen.

    Dass „Strassenkinder, Waisen, und Frauen, und HIV Kranke“ Hilfe brauchen, sollte nicht zur Debatte stehen. Dass man schwache und marginalisierte Menschen unterstützt, ist Bestandteil jeder Solidargemeinschaft, ja jeder Gesellschaft überhaupt. Diese Hilfe sollte nicht ersatzlos gestrichen werden. Aber natürlich gibt es Hilfe, die – zynisch ausgedrückt – nur eine Verwaltung des Elends ist, strukturell gar nichts ändert und schlussendlich auch Menschen zu „Almosenempfaenger erzieht“, denen es immer noch dreckig geht, aber vielleicht etwas weniger dreckig als ganz ohne Hilfe.

    Jugendliche „Freiwillige“ sind da, so wie ich das sehe, die ungeeignetsten aller möglichen Helfer. Sie sind unausgebildet, neu im Land und können manchmal die Sprache gar nicht richtig. Es ist gibt nicht uneffizienteres als einen Jugendlichen, der die erste Auslandserfahrung macht, die Aufgabe zu übertragen Straßenkinder zu resozialisieren, also in die Gesellschaft neu einzugliedern. Der Freiwillige kennt die Gesellschaft die er bereist in den meisten Fällen ja selber noch gar nicht richtig. Bevor er andere Menschen in diese Gesellschaft zurück-intrigieren kann, müsste er sie selber erst ein mal verstehen…

    Und ganz unabhängig davon ist die Arbeit mit Straßenkindern, HIV-Kranken und behinderten Menschen keine Entwicklungshilfe, sondern Sozialarbeit.

    * Btw: Natürlich habe ich nichts gegen die Veröffentlichung meines Artikels.

    1. Lieber Sebastian, ersteinmal vielen herzlichen Dank fuer Deinen wirklich guten Artikel zum Thema Weltwaerts und Deinen Beitrag zur Auseinandersetzung mit dem Thema Entwicklungshilfe, zu welcher ja dieses Programm auch dazugehoert.

      Dass „Strassenkinder, Waisen, und Frauen, und HIV Kranke“ grundsaetzlich Hilfe brauchen, steht nicht zur Debatte; allerdings erlaube ich mir zur Debatte zu stellen, wieviel Hilfe, in welcher Art, und vor allem von wem. In Uganda habe ich in der Berufsbildung gearbeitet und beobachtet, dass die Mehrzahl der privaten Berufsschulen, da geberabhaengig, sich auf die Zielgruppe „Strassenkinder, Waisen, und Frauen, und HIV Kranke“ spezialisiert haben, was inzischen dazu gefuehrt hat, dass es nicht mehr genug “Strassenkinder, Waisen, und Frauen, und HIV Kranke“ gibt, um all die freien Plaetze zu fuellen; Ugander aber, die gesund sind, eine Familie haben, nicht HIV krank sind oder keine Frau, keine oder nur mangelhafte Berufsausbildung erhalten.

      In dem kulturellen ugandischen Umfeld aber, wo historisch der Mann das Oberhaupt der Familie ist, und der definitive Bestimmer ueber die Familie, fuehrt dieses Ungleichgewicht in der Bildung zwangslaeufig zu Konflikten. Die ausgebildeten Frauen sind nicht bereit, einen normalen ugandischen Mann zu heiraten (da hatte ich erst gestern Abend eine Diskussion dazu mit zwei hochausgebildeten ugandischen jungen Frauen – beide suchen einen Mann, aber keinesfalls einen Ugander – nicht notwendigerweise einen Weissen, Kenyaner oder Nigerianer sind auch ok, aber keinen Ugander). In meiner Firma sind saemtliche Teamleader Frauen, und von den Maennern haben die meisten einen HIV oder Waisen Hintergrund.

      Der durch die Entwicklungsorganisationen einseitig vorgegebene Zugang zu Bildung fuehrt zu einer Entwicklung, wo es in der gesamten Welt keinen Vergleich gibt. Wohin das volkswirtschaftlich fuehren wird, das weiss niemand, und vor allem habe ich auch noch keine Diskussionen oder wissenschaftliche Arbeiten darueber wahrgenommen. Die gebildeten Frauen, sind i.d.R. ohne Kinder oder mit nur 1-2 Kindern, oftmals alleinstehend; und die gesunden, jedoch unausgebildeten Maenner, die aus dem Bildungsraster herausgefallen sind, heiraten in Doerfern und gehen dort der Tradition nach, soviele wie moeglich Kinder zu “produzieren”, was nur selten bei sieben aufhoert. Welche Chancen diese sieben (und mehr) Kinder dann haben, wenn die derzeitige Entwicklung anhaelt, weiss ich nicht, aber es fuehrt bereits jetzt zu beobachtbaren Konflikten und diese werden eher groesser als kleiner, wuerde ich denken.

      Ich finde das alles sehr bedenklich und beunruhigend.

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